Neue Welten finden und erfinden,
das könnte man vielleicht als Motto über die Arbeiten Dieter Keckes setzen. Er erschließt uns in dieser Malerei ein komplexes, vielschichtiges und, man sollte vielleicht noch hinzufügen, phantastisches Universum.
Das "Erbauen einer Welt", wie man angesichts solcher Malerei wohl auch sagen könnte, geschieht mit einer geradezu phantastischen Lust im Umgang mit Formen und Farben. Oder ist es die methaphysische Leidenschaft, die den Künstler treibt.
Denn der Künstler ist auf ein Ganzes aus, auf eine Synthese, auf "Durchblicke". Es ist die Vostellung von der Konstruktion als einem einheitsstiftenden Prinzip, wie man das schon bei Cézanne, bei den Kubisten, ja selbst bei Klee erkennen konnte. Reflexion von Formen "durch subjektive Vernunft". Einfacher ausgedrückt: die Konstruktion rettet, zu zerfallen droht und schließt gleichsam den kleinen Kosmos wieder zusammen.
Perspektivische Raumzeichnung ist kaum zu erkennen. Unterschiedliche Tiefenwirkung erzielt allein die Farbe. Das heißt ganz allgemein gesagt: Alle raumschaffenden Kontraste sind abgeschwächt. Phantastische Gestalten, manchmal im Sinne des Kubismus. Auffallend dann die Lichthaltigkeit dieser Malerei als Folge des gewählten Kolorits. Aber auch dem Licht sind die eigentlichen raumschaffenden Eigenschaften abhanden gekommen.
In figürlichen Darstellungen wird der Mensch in einer idealtypischen Sphäre gesehen. Das Natürliche ins Wesenhafte versetzt. Vielleicht manifestiert sich in den Figurenbildern Keckes zeichnerische Begabung am deutlichsten. Der Mensch wird umspült von eigenartigen farbigen Wellen, einer dynamischen Realität. Und wir blicken dann auf ein "stürmisches Meer" entfesselter Träume, Erinnerungen und Ängste. Hier erweist sich die innere Verwandschaft mit dem Expressionismus, mit der Kunst des Archaischen.
Da ist zuweilen der Zauber des Dionysischen, aber auch sehr viel Mystisches zu erkennen. Elementare Erlebnisse haben sich dem Maler tief und bildhaft eingeprägt, und er hat sie zu allgemeiner Aussage geführt.
Dieter Keckes Arbeiten pendeln zwischen Gegenständlichem und Abstraktion, überzeugen mal hier mehr und mal dort. Die besten Arbeiten glühen in einem sonderbaren Licht, das durch komplementäre Farbkontraste entfacht wird. Hier sind die Bildstrukturen stimmig, lebendig und sicher gebaut. In anderen Arbeiten ist der Maler unterwegs, sucht die Konzentration des schöpferischen Augenblicks.
Schopenhauer und Nietsche lehrten als Erste, welche tiefe Bedeutung der Nichtsinn des Lebens hat. Sie lehrten auch, wie dieser Nichtsinn in Kunst umgesetzt werden könnte, und sogar, dass er das Skelett einer wirklich neun freien und tiefen Kunst bilden müsste.